Coronavirus: Baustellen laufen trotz Pandemie weiter

Gleis- und Weichenbau im Gallus und in Oberursel findet unter besonderen Bedingungen statt, kann aber weder verschoben noch abgesagt werden.

Die Straßenbahnstrecke im Gallus ist gesperrt, die Grunderneuerung von 120 Metern Gleis im Bereich der Haltestelle „Galluswarte“ und die Sanierung von zwei Weichen an der Ecke Ludwigstraße / Mainzer Landstraße unterbrechen seit 14. April den Betrieb der Linien 11, 14 und 21, Busse ersetzen die Bahnen. Die Arbeiten an den Straßenbahngleisen verlaufen nach Plan – auch und gerade in Zeiten einer Pandemie, die sonst das öffentliche Leben auf den Kopf stellt.

Business as usual? Kann denn auf Baustellen der Sicherheitsabstand eingehalten werden? Sollten Bauarbeiten wie diese in Pandemie-Zeiten nicht abgesagt werden, wenn Kinos oder Theater, Restaurants oder Geschäfte geschlossen bleiben müssen? Ausfallenlassen oder Aufschieben – für viele Projekte und Vorhaben der VGF, gerade bei der Instandhaltung der Infrastruktur, sind das keine Optionen. Denn die Notwendigkeit, Gleisen, Weichen oder andere Anlagen zu erneuern, zu modernisieren, zu sanieren oder komplett auszutauschen, verschwindet durch eine Pandemie wie die jetzige nicht. Die Lebensdauer von Weichen oder Gleisen läuft ab, Verschleiß nimmt keine Rücksicht auf Krisen, „Shutdowns“ oder andere äußere Umstände. Er geht auch nicht einfach von selbst zurück, eine Grunderneuerung wie im Gallus einfach zu unterlassen oder zu verschieben, hätte im schlechtesten Fall Auswirkungen auf den Betrieb der Linien, was im „Worstcase-Szenario“ wiederum bis zur vorübergehenden Stilllegung eines Abschnitts reichen kann. Auf alle Fälle bildeten Arbeiten, die die VGF jetzt nicht ausführt, eine Bugwelle, die das Unternehmen noch lange vor sich herschieben würde. Mit entsprechenden Nachteilen für Betrieb und Fahrgäste, die noch jahrelang zu spüren sein könnten.

Mehrjähriger Vorlauf

Arbeiten wir im Gallus haben einen planerischen Vorlauf von rund zwei Jahren. Die Ausschreibung wurde 2019 platziert, die Vergabe an die Kasseler Firma Martin Rose GmbH erfolgte im Dezember 2019. Sechs Wochen vor Baubeginn stand der Dienstplan fest, denn wenn eine Baustelle Tram-Linien unterbricht, muß auch der veränderte Einsatz von Fahrerinnen und Fahrern koordiniert werden. Und selbstverständlich war der Schienenersatzverkehr bestellt.

Für die VGF stand fest, daß die Arbeiten ausgeführt werden müssen. Aber ganz klar war das nicht: was, zum Beispiel, wenn die Baufirma wegen eines Corona-Falls in ihren Reihen nicht hätte antreten können? Oder, wenn sie das Problem der Unterbringung ihrer Bauarbeiter nicht würde lösen können? Das sind ja keine Frankfurter, die Firma kommt aus Kassel. Für gewöhnlich leben die Arbeiter während der Dauer ihrer Arbeit in einem hiesigen Hotel, aber da muß man erstmal eins finden, das in diesen Zeiten geöffnet hat. Es gab eins – in Offenbach.

Baustellen und „Home Office“

„Home-Office“ oder „Mobiles Arbeiten“ bedeuten gerade bei der VGF nicht „Stillstand der Rechtspflege“. Arbeitsinhalte und Prioritäten mögen sich verschieben und angepaßt werden, stimmen aber die technischen Voraussetzungen – Teilnahme an Video-Konferenzen oder Zugang zum Firmennetzwerk auch vom heimischen PC aus – sind Mitarbeiter am häuslichen Schreibtisch sehr gut in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen. Für den zuständigen Projektleiter der VGF ist „Home Office“ aber in dem Moment kein Thema, in dem der erste Arbeiter auf der Baustelle erscheint und der erste Bagger läuft. Vorher konnten Absprachen mit der Baufirma tatsächlich von zu Hause aus erledigt werden, aber sobald eine Straßendecke geöffnet wird, kann Unvorhergesehenes passieren: Leitungen liegen da, wo sie  nicht verzeichnet sind, das Erdreich ist überraschend verunreinigt usw. Nichts, was dann noch vom Schreibtisch aus – wo immer der stehen mag – zu lösen ist.

Arbeit unter Auflagen

Der Ablauf der Arbeiten im April 2020 unterscheidet sich ein wenig von der Norm. Nicht, daß alle mit Mund-Nase-Schutz herumlaufen würden, tatsächlich sind Masken selten zu sehen. Absprachen auf der Baustelle selbst sind nicht per Video-Konferenz machbar. In Corona-Zeiten erfolgen sie unter erschwerten Bedingungen, denn wenn der Sicherheitsabstand eingehalten werden soll, nebenan aber der Bagger brummt, sind Arbeitsbesprechungen mitunter nur schreiend möglich.

Auch gab es Vorgaben durch die Technische Aufsichtsbehörde (TAB). So muß die VCGF eine täglich aktuelle Anwesenheitsliste führen, die jeden Mitarbeiter betrifft, der die Baustelle auch nur 5 Minuten betritt – vom Lkw-Fahrer bis zum Projektleiter. Hintergrund: Sollte eine Corona-Infektion auftreten, muß zu jedem Zeitpunkt und an jedem Tag nachvollziehbar wer, wer auf dieser Baustelle mit wem Kontakt hatte. Wenn möglich, soll für schwere Arbeiten, die unter normalen Umständen auch mal von zwei oder drei Arbeitern erledigt werden, die den Sicherheitsabstand dann natürlich nicht einhalten, technisches Gerät genutzt werden. Darüber hinaus hat die VGF mehr mobile WC-Häuschen aufgestellt und mehr Wasserkanister als sonst zur Verfügung gestellt, damit sich Bauarbeiter öfter die Hände waschen können.

Weichenbau auf „der Mainzer“

Ein ähnliches Bild bietet sich ein paar hundert Meter Richtung Innenstadt. An der Kreuzung Ludwigstraße / Mainzer Landstraße arbeitet die VGF zwei Weichen schweißtechnisch auf, außerdem werden der Unterbau und die Asphaltoberfläche der Straße saniert. Hier arbeitet die VGF allerdings mit eigenem Personal. Auf keiner der Baustellen herrscht eine Masken-Pflicht, wobei zu bedenken ist, daß die an sich schon anstrengende körperliche Arbeit der Gleis- und Weichenbauer durch einen Mund-Nase-Schutz, der das Atmen erschwert, nicht gerade erleichtert wird.

„Corona“ hin oder her: Arbeiten wie an der Galluswarte und auf der Mainzer Landstraße müssen pünktlich abgeschlossen werden. Eine Verlängerung der Bauzeiten kam trotz Pandemie nicht in Frage, aber die VGF hat kurzfristig die Genehmigung zu Nachtabreiten bekommen und kann jetzt rund um die Uhr arbeiten. Deshalb geht die Strecke wie vorhergesagt in der Nacht von kommenden Sonntag auf Montag wieder in Betrieb und werden die Linien 11 und 21 mit Betriebsbeginn am 20. April wieder nach Fahrplan verkehren.

 

Hinweis:

Außer im Gallus arbeitet die VGF noch auf einer weiteren Baustelle. Seit Anfang April modernisiert sie die Abstellanlage Oberursel Bahnhof, um auf den vier Gleisen Abstellmöglichkeit für 16 U-Bahn-Wagen zu schaffen. Ende des Jahres ist der Abschluß der Arbeiten geplant.

 

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