„Der Wiederaufbau eines eigenen Ordnungsdienstes schafft Vertrauen“

Oberbürgermeister Feldmann informiert sich über Ausbildung der VGF-Teams / Ziel: 80 eigene Mitarbeitende bis 2022 / Stadtoberhaupt für Sicherheit aus einer Hand

 

Verstaatlichung klingt für viele nach Planwirtschaft und Sozialismus. Doch manchmal spart der Wiederaufbau eigenen Personals sogar Geld – und sorgt für bessere Ergebnisse.

Diese Erfahrung macht derzeit die VGF. Die Verkehrsgesellschaft hat im Oktober 2018 damit angefangen, wieder einen eigenen Ordnungsdienst aufzubauen. Aus gut 160 Mitarbeitenden besteht der VGF-Ordnungsdienst derzeit. Davon sind 43 Mitarbeitende und vier Auszubildende direkt bei der VGF angestellt. Bis 2022 soll die Mannschaft auf 80 Mitarbeitende anwachsen.
Was läuft anders? Wie werden die Sicherheitskräfte ausgebildet – und wie können sie sich vor Übergriffen schützen? Für diese und andere Themen interessierte sich Oberbürgermeister Peter Feldmann bei seinem Besuch am Donnerstag, den 7. Januar.
 
Das Stadtoberhaupt: „Privatisierung und Sicherheit – das geht nicht zusammen. Wer für die Stadt oder eine städtische Gesellschaft arbeitet, fühlt sich der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger ganz anders verpflichtet. Hier geht es um Identifikation und Transparenz. Deshalb ist der Ansatz der VGF der schrittweisen Rekommunalisierung genau richtig. Der Wiederaufbau eines eigenen Ordnungsdienstes schafft Vertrauen – auch weil so eine passgenaue Ausbildung möglich ist.“

Im Sportcenter der TG Bornheim schaute Feldmann einer Gruppe von Ordnungsdienstlern bei einer Fortbildung über die Schulter: Hier trainieren sie unter Anleitung eines Ausbilders aus den Reihen der Polizei den Umgang mit Ausrüstungsgegenständen wie Einsatzstock und Schutzweste. Denn Ausbildung wird bei der VGF großgeschrieben, gerade im sensiblen Sicherheitsbereich. Alle Mitarbeitenden erhalten eine Grundausbildung (3,5 Monate), erlernen u.a. Deeskaltionsstrategien und interkulturelles Wissen.

„Empathie ist wichtig in diesem Job“, so VGF-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Thomas Wissgott. „Wer den ganzen Tag mit Menschen zu tun hat, muss wissen, wie er ihnen in unterschiedlichsten Situationen angemessen begegnet. Wir haben die gute Erfahrung gemacht, dass sich das Insourcing des Ordnungsdienstes sehr positiv auf die Motivation der Mitarbeitenden auswirkt. Es freut uns, dass wir eine Qualitätssteigerung beobachten können und wir würden die Entscheidung für ein Insourcing jederzeit wieder so treffen.“
 
Die gute Ausbildung hilft den Mitarbeitenden des Ordnungsdienstes auch bei ihrer neusten Aufgabe: Seit August kontrollieren die Teams die Einhaltung der Maskenpflicht an Haltestellen und in Fahrzeugen – seit diesem Monat erstmals ohne Unterstützung seitens der Stadt- oder Landespolizei. Da die Tragepflicht von Mund- und Nasen-Bedeckungen nun sowohl in den RMV-Beförderungsbedingungen als auch in der Benutzungsordnung der VGF-Stationen verankert ist, kann eine Vertragsstrafe von 50 Euro ab sofort auch durch den VGF-Ordnungsdienst erhoben werden. Nicht immer verliefen die Kontrollen in den vergangenen Monaten friedlich. „Deeskalationsmaßnahmen sind der wichtigste und erste Schritt in brenzligen Situationen. Doch sollte es trotz allem zu körperlichen Auseinandersetzungen kommen, wollen wir die Verletzungsgefahr bei unseren Mitarbeitenden mithilfe der neuen Ausrüstung verringern“, so Wissgott.
 
Es sei lohnenswert, den erfolgreichen Rekommunalisierungs-Ansatz der VGF weiterzudenken, so Feldmann: „Sicherheit aus einer Hand, das ist mein Ziel. Mit klaren Strukturen und klaren Verantwortlichkeiten. Wie grenzen sich Ordnungsdienst, Verkehrs- und Stadtpolizei voneinander ab? Wer ist für welche Bereiche zuständig – und wo macht eine Trennung überhaupt Sinn?“
 
„Diese Fragen müssen zumindest gestellt werden. Und: Wie schaffen wir es, dass unsere Stadtpolizei nachts mehr Präsenz zeigen kann? Die Prüfung der Möglichkeiten zur Verbeamtung würde sicher helfen – und den Job attraktiver machen“, so Feldmann abschließend.