Türschließung

Viele Fahrgäste haben es schon erlebt: Man eilt zur Bahn, ist nur noch ein paar Schritte entfernt – und genau in dem Moment schließen sich die Türen. Der Frust ist groß und verständlich. Doch was auf den ersten Blick wie eine bewusste (und vielleicht auch böswillige) Entscheidung des Fahrpersonals wirkt, ist in Wirklichkeit meist ein automatisierter, sicherheitsgesteuerter Ablauf.

In diesem Beitrag möchten wir erklären, wie das Türsystem funktioniert, wann die Türen schließen – und warum es manchmal so aussieht, als hätte das Fahrpersonal absichtlich die Tür geschlossen.

 

1. Fahrer:innen und Fahrer schließen die Türen nicht manuell

Das Fahrpersonal steuert nicht direkt, wann sich die Türen schließen. Bei einem halt wird die sogenannte Türfreigabe aktiviert: Die Türtaster leuchten dann grün auf und Fahrgäste können sie selbstständig öffnen.

Sobald der Fahrgastwechsel abgeschlossen ist, wird die Türfreigabe deaktiviert. Das bedeutet:

  • Der Türtaster leuchtet nicht mehr.
  • Die Türen schließen anschließend automatisch, sobald von den Sensoren keine Bewegung mehr erkannt wird.

Je nach Situation kann zwischen Freigabeende und Türschluss mehrere Sekunden vergehen. Eilt in dieser Zeit jemand zur Bahn, entsteht oft der Eindruck: "Die Tür wurde mir absichtlich vor der Nase zugemacht." Tatsächlich läuft aber ein vorprogrammierter Vorgang ab.

 

2. Warum wird die Türfreigabe nicht länger aufrechterhalten?

Im Nahverkehr gilt in der Regel: Ankunftszeit = Abfahrtszeit. Es gibt kaum Pufferzeiten, da die Takte sehr eng getaktet sind – vor allem während der Hauptverkehrszeiten.

Das Fahrpersonal beobachtet den Fahrgastwechsel soweit wie es die Sicht zulässt. Wenn der Zustieg abgeschlossen ist, wird die Türfreigabe beendet. Damit wird der Zug abfahrbereit gemacht, um Verspätungen zu vermeiden und den Anschlussbetrieb sicherzustellen. Denn auch kleinere Verspätungen summieren sich auf und können sich auf den gesamten Fahrplan auswirken.

 

3. Türsysteme mit Sensoren und Automatik

Unsere Fahrzeuge sind mit verschiedenen Sicherheitssystemen ausgestattet:

  • Lichtschranken, die erkennen, ob jemand im Türbereich steht
  • Sensorleisten an den Türen (z. B. für Hundeleinen oder Taschen)
  • Klimasteuerung, die Türen nach einer gewissen Zeit automatisch schließt, um die Temperatur im Fahrzeug zu regulieren

Wenn sich eine Tür automatisch schließt, ohne dass die Freigabe bereits deaktiviert wurde, leuchtet der Türtaster weiterhin grün. In diesem Fall kann die Tür einfach mit dem Taster wieder geöffnet werden. Es ist nicht nötig (und auch nicht hilfreich), mit der Hand oder dem Fuß dazwischenzugehen.

 

4. Warum nicht auf anlaufende Fahrgäste warten?

In vielen Fällen ist es schwierig einzuschätzen, ob eine Person mitfahren möchte oder ob die Person zum Fahrkartenautomaten geht oder einfach den Bahnsteig entlangläuft. Besonders im dichten Berufsverkehr und an stark frequentierten Haltestellen/Stationen ist es oft nicht möglich, auf verspätete Fahrgäste zu warten, weil:

  • Der nächste Zug oft schon hinter dem aktuellen wartet
  • Eine einzelne verspätete Abfahrt mehrere nachfolgende Züge verzögern kann
  • Kleinere Verspätungen sich schnell summieren

Auch wenn es manchmal ärgerlich ist: Die Entscheidung für eine pünktliche Abfahrt ist im Interesse aller Fahrgäste, die bereits im Zug sitzen oder unterwegs umsteigen möchten.

 

5. Wenn Türen blockiert oder aufgedrückt werden

Halten Fahrgäste absichtlich eine Tür auf (z. B. durch Gegenlehnen, Festhalten oder Aufdrücken), verlängert das die Standzeit. In einzelnen Fällen kann es sogar zu Türstörungen kommen. Bei einer Türstörung kann der Zug kann nicht mehr weiterfahren, bis die Tür manuell abgeschaltet wurde. Somit entsteht eine Verspätung von mehreren Minuten - nicht nur für diesen Zug, sondern auch für nachfolgende Bahnen. 

In modernen VGF-Fahrzeugen kann nach einer gewissen Zeit eine sogenannte Zwangsschließung aktiviert werden. Die betroffene Tür signalisiert dies durch ein akustisches Signal. Ab diesem Punkt öffnet sie sich bei erneutem Blockieren nicht mehr vollständig.

 

6. Wir verstehen den Frust – und geben unser Bestes

Selbstverständlich sind unsere Fahrer:innen um Rücksicht bemüht und versuchen im Normalfall allen Personen den Zustieg noch zu ermöglichen, wenn es die Situation erlaubt. Gleichzeitig müssen sie aber auch im Interesse aller anderen Fahrgäste handeln und den Fahrplan bestmöglich einhalten. Auch im Fahrdienst arbeiten Menschen – und wie überall kann es auch hier zu Fehleinschätzungen kommen. Dafür bitten wir um Verständnis.

 

7. Gemeinsam für eine pünktliche Fahrt

Wir haben alle das gleiche Ziel:

  • Fahrgäste möchten pünktlich ankommen
  • Fahrpersonal möchte pünktlich abfahren und den Betrieb störungsfrei halten

Wenn alle Beteiligten mit Rücksicht und Verständnis handeln, funktioniert das System am besten.

Vielen Dank für das Verständnis – und gute Fahrt!